Sitzung 03. Juli 2018

Drucksache Nr. 8/18

248. Sitzung des Planungsausschusses, 03.07.2018

V O R L A G E
des Verbandsvorsitzenden an den Planungsausschuss

TOP 3
Bevölkerungsprognose des Freistaats Bayern 2016 - 2036

Anlage: Karten und Diagramme, Seiten 1 bis 8


I. VORTRAG

Der Freistaat Bayern hat die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern 2016 bis 2036 veröffentlicht (Bayern in Zahlen, Heft 6/2018, Seite 12 bis Seite 21). Danach hält die positive Bevölkerungsentwicklung in ganz Bayern bis 2036 an. Alle Teile der Region München wachsen deutlich, aber auch der gesamte Großraum München.

1. Annahmen des stat. Landesamts für die Bevölkerungsvorausberechnung

Diese Annahmen betreffen die Fertilität, die Mortalität der Bevölkerung, die Binnenwanderung innerhalb Bayerns sowie die Außenwanderung mit dem restlichen Deutschland und dem Ausland.

   a) Geburten

Die sog. zusammengefasste Geburtenziffer (TFR) gibt an, wieviel Kinder eine Frau durchschnittlich im Lauf des Lebens hat. Sie ist von 1,36 im Jahr 2011 auf 1,56 in Bayern gestiegen (diese Entwicklung beruht unter anderem auf der Zuwanderung aus arabischen, asiatischen und afrikanischen Staaten, da die Fertilität der Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit teilweise deutlich höher liegt als bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit). Die Prognose nimmt von 2017 bis 2027 eine insgesamt rückläufige Entwicklung der Geburtenraten auf den langfristigen Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2016 an. Für die Phase von 2027 bis 2036 wird diese Geburtenrate dann konstant gehalten. Darüber hinaus wurde berücksichtigt, dass das Alter der Mütter bei der Geburt auch weiterhin moderat ansteigen wird.

   b) Mortalität 

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt wird bis zum Jahre 2036 mit 81,9 Jahren bei den Männern (plus 2,8 Jahre seit 2016) und 86 Jahren bei den Frauen (plus 2,4 Jahre seit 2016) angenommen. Nach 2016 bis 2036 öffnet sich die Schere zwischen der Zahl der Geburten und der Sterbefälle deutlich. Die Prognose nimmt bis 2036 für ganz Bayern ein Geburtendefizit gegenüber den Sterbefällen von knapp 25.000 Personen pro Jahr an. Lediglich in der Landeshauptstadt München, den Landkreisen Freising und Eichstätt und den Städten Regenburg, Ingolstadt und Erlangen wird bis 2036 ein Geburtenüberschuss prognostiziert.

   c) Binnenwanderung innerhalb Bayerns

Das Binnenwanderungsverhalten zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Bayern wird auf Grundlage der tatsächlichen Wanderungsbewegungen zwischen 2012 und 2016 modelliert.

   d) Außenwanderung Bayerns mit Bund und Ausland

Diese Annahmen sind im Vergleich zu den anderen angenommenen Komponenten mit den größten Unsicherheiten behaftet. Im Ergebnis nimmt das Statistische Landesamt an, dass sich der Saldo gegenüber den anderen Bundesländern Deutschlands bis 2036 in etwa auf dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2012 bis 2016 bewegt (das bedeutet ca. 7.700 Personen mehr pro Jahr).
  
Bei der Auslandswanderung wird zunächst ein jährliches Saldo von 77.000 Personen pro Jahr angenommen. Das entspricht dem durchschnittlichen Saldo der Jahre 2011 bis 2014 und liegt weit unterhalb des Saldos des Jahres 2016 (plus 98.000 Personen). Für die Jahre 2021 bis 2036 wurden die niedrigeren Mittel der Jahre 2007 bis 2014 verwendet (41.000 Netto-Zuwanderer). Die angenommene Zuwanderung zwischen 2018 und 2020 läuft vom Saldo 2017 (plus 77.000) kontinuierlich auf die Salden ab 2021 (plus 41.000) zu, nimmt also im Prognosezeitraum bis 2021 ab und bleibt dann konstant bis 2036.
  

2. Übersicht über die Bevölkerungsentwicklung Bayerns
(s. Anlage S. 1 – 3)

Insgesamt wird Bayern durch die Wanderungsgewinne aus dem Ausland von jetzt 12,9 Mio. Einwohner auf voraussichtlich 13,47 Mio. Einwohner 2036 zunehmen (das entspricht 4,2 % über den gesamten Zeitraum). Bayern würde ohne Zuwanderung wegen des seit längerer Zeit bestehenden Geburtendefizits schrumpfen. Dennoch wird die relativ geringe Bevölkerungszunahme bis 2036 nicht verhindern können, dass sich die Altersstruktur in Bayern drastisch wandelt. Auch wenn das Durchschnittsalter der Zuwanderer deutlich geringer ist als das Durchschnittsalter der Bestandsbevölkerung, so werden doch die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation (Geburtsjahrgänge ca. 1959 bis 1969) im Jahr 2036 den Altersdurchschnitt stark anheben. Das Durchschnittsalter im Freistaat Bayern steigt von jetzt 43,6 Jahren auf 46 Jahre im Jahr 2036 an.

Gleichzeitig ist die Bevölkerungszunahme nicht gleichmäßig in Bayern verteilt. Aufgrund der unterschiedlichen Zuwanderung und der jetzigen Altersstruktur der Landkreise und Städte profitieren von der Zuwanderung vor allem der Süden Bayerns und der Raum an einer Achse Dingolfing – Landau, Regensburg bis hinauf in den Raum Nürnberg und Erlangen. Alle anderen Räume stagnieren bzw. verlieren Einwohner bis 2036, insbesondere der Norden und Osten Bayerns.
  

3. Bevölkerungsentwicklung in der Region München
(s. Anlage S. 4 – 8)

Insgesamt nimmt nach den Prognosen die Bevölkerung der Region München von 2016 auf 3,25 Mio. Einwohner im Jahr 2036 zu (entspricht ca. 12 % in 20 Jahren). Von 2016 bis 2026 werden ca. 2/3 der Zunahme auf 3,1 Mio. Menschen erfolgen, in den zehn Jahren danach 1/3 der Gesamtzunahme. Die prozentuale Zunahme liegt zwischen 8,3 und 15,5 % in den Landkreisen und der Landeshauptstadt – am stärksten wächst der Landkreis Dachau mit 15,5 % (= 23,4 Tsd.), am geringsten der Landkreis Landsberg am Lech mit 8,3 % (= 9,9 Tsd. Einwohner). Die Landeshauptstadt München stellt jetzt etwas mehr als 50 % der Bevölkerung der Region München – daran ändert sich voraussichtlich nicht viel: Mit 11,9 % Zuwachs, die 174.000 Einwohnern entsprechen, wird die Bevölkerungsverteilung in etwa so bleiben wie sie jetzt ist.

Auffallend ist das junge Durchschnittsalter der Region, vor allem in der Landeshauptstadt München mit 42,5 Jahren im Jahr 2036. Die umliegenden Landkreise liegen im Durchschnittsalter zwischen 44 und 45,3. Der Landkreis Landsberg am Lech ist mit 46,5 Jahren Durchschnitts-alter im Jahr 2036 der älteste Landkreis der Region. Angesichts eines Durchschnittsalters in Bayern von 46 Jahren kann die Region München insgesamt als junge Region bezeichnet werden. In den weiteren Charts auf den Seiten 7 und 8 werden die Wachstumsraten der Bevölkerung darstellt: bis 17 Jahre, die überall positiv sind, zwischen 18 und 64 Jahren, die weniger schnell steigen als die der jüngeren Jahrgänge (bzw. in Landsberg und Freising schrumpfen) sowie die der über 65-Jährigen, die prozentual sehr stark ansteigen, sich aber in absoluten Zahlen in Grenzen halten.

Diese insgesamt positive demographische Entwicklung der Region München beim Altersdurchschnitt und dem Altersaufbau der Bevölkerung bedeutet auch eine gute Tragfähigkeit für die sozialen Sicherungssysteme. Sie ist nicht einem besonders starken eigenen Geburtenverhalten in der Region München zu verdanken. Vielmehr weist die Region München eine sehr altersselektive Zuwanderung auf (vor allem im Alter zwischen 18 und 30 Jahren). Hinzu kommt, dass die Zuwanderer aus dem Ausland wiederum deutlich höhere Geburtenraten als Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit aufweisen.
  

4. Fazit

Die oben geschilderten Annahmen des Freistaats Bayern sind im Vergleich zu den jüngeren Zuwanderungszahlen relativ zurückhaltend und konservativ gerechnet. Aufgrund der großen Unsicherheit bei der Annahme insbesondere der Auslandszuwanderung ist eine solche Bevölkerungsvorausberechnung notwendigerweise in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Eine geänderte Entwicklung im Lauf mehrerer Prognosen ist kein Argument gegen eine solche Bevölkerungsvorausberechnung – das Statistische Landesamt legt die Berechnungsgrundlagen transparent dar.

Weniger unsicher ist das hohe Geburtendefizit seit langer Zeit in Bayern insgesamt. Es liegt neben einer sehr geringen Fertilitätsrate von bis 1,7 Geburten je Frau (2,0 bis 2,1 wären notwendig, um den Bestand der Bevölkerung zu erhalten) vor allem am Altersaufbau. Die Sozial- und Alterssicherungssysteme werden in den nächsten 40 Jahren belastet, weil die Babyboomer die Bevölkerungspyramide durchwandern und in den nächsten Jahren anfangen in die Rente zu gehen – diesen Jahrgängen stehen keine entsprechend großen Jahrgänge im aktiven Berufsleben gegenüber.

In der Region München stellen sich die Verhältnisse im Altersaufbau etwas positiver dar, wie oben gesagt, aufgrund der selektiven Zuwanderung aus dem Ausland von jungen Menschen. Die Region München wird im Jahr 2036 wohl eine der jüngsten Regionen nicht nur Bayerns, sondern ganz Deutschlands sein. Die Landeshauptstadt München die jüngste Großstadt.

Für die Zuwanderung von 300.000 bis 350.000 Menschen bis 2036 benötigt die Region München selbstverständlich auf allen Ebenen der Infrastruktur, der Versorgung und insbesondere im Wohnungsbau große Anstrengungen.
 

II. BESCHLUSSVORSCHLAG

Vom Vortrag wird Kenntnis genommen. 
   
  

i.A.
Breu
Geschäftsführer


Zur Tagesordnung

Ergebnisse (folgen)