Sitzung 12.03.2019

Drucksache 1/2019

251. Sitzung des Planungsausschusses am 12.03.2019

VORLAGE
des Verbandsvorsitzenden an den Planungsausschuss

TOP 2
GF Breu, Bevölkerungsvorausberechnung des Freistaats Bayern 2017 - 2037

Anlagen

1. Karten und Diagramme, Seiten 1 bis 8
2. Regionsdaten auf einen Blick (PV München)

I. VORTRAG

Der Freistaat Bayern hat die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern 2017 bis 2037 veröffentlicht (Bayern in Zahlen, Heft 12/2018, Seite 12 bis Seite 22). Danach hält die positive Bevölkerungsentwicklung in vielen Teilen Bayerns bis 2037 an. In vielen ländlichen Gebieten im Norden und Osten Bayerns reichen jedoch Wanderungsgewinne nicht aus, um den Sterbefallüberschuss auszugleichen. Alle Teile der Region München wachsen deutlich, aber auch der gesamte Großraum München.

1. Annahmen des stat. Landesamts für die Bevölkerungsvorausberechnung

Diese Annahmen betreffen die Fertilität, die Mortalität der Bevölkerung, die Binnenwanderung innerhalb Bayerns sowie die Außenwanderung mit dem restlichen Deutschland und dem Ausland.

a) Geburten Die sog. zusammengefasste Geburtenziffer (TFR) gibt an, wieviel Kinder eine Frau durchschnittlich im Lauf des Lebens hat. Sie ist von 1,36 im Jahr 2011 auf 1,55 im Jahr 2017 in Bayern gestiegen Die Prognose nimmt von 2017 bis 2027 eine insgesamt rückläufige Entwicklung der Geburtenraten auf den langfristigen Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017 an. Für die Phase von 2027 bis 2037 wird diese Geburtenrate dann konstant gehalten. Darüber hinaus wurde berücksichtigt, dass das Alter der Mütter bei der Geburt auch weiterhin moderat ansteigen wird.

b) Mortalität Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt wird bis zum Jahre 2037 mit 81,5 Jahren bei den Männern (plus 2,3 Jahre seit 2017) und 85,7 Jahren bei den Frauen (plus 2,0 Jahre seit 2017) angenommen. Nach 2017 bis 2037 öffnet sich die Schere zwischen der Zahl der Geburten und der Sterbefälle deutlich. Die Prognose nimmt bis 2037 für ganz Bayern ein Geburtendefizit gegenüber den Sterbefällen von durchschnittlich 26.000 Personen pro Jahr an (Anlage 1, Seite 3 unten). Lediglich in der Landeshauptstadt München, den Landkreisen Freising, Eichstätt und Erding und den Städten Rosenheim, Regenburg, Ingolstadt und Erlangen wird bis 2037 ein Geburtenüberschuss prognostiziert.

c) Binnenwanderung innerhalb Bayerns Das Binnenwanderungsverhalten zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Bayern wird grundsätzlich auf Grundlage der tatsächlichen Wanderungsbewegungen zwischen 2010 und 2017 modelliert.

d) Außenwanderung Bayerns mit Bund und Ausland (Anlage 1, Seite 3 oben) Diese Annahmen sind im Vergleich zu den anderen angenommenen Komponenten mit den größten Unsicherheiten behaftet. Im Ergebnis nimmt das Statistische Landesamt an, dass sich der Saldo gegenüber den anderen Bundesländern Deutschlands bis 2037 in etwa auf dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2013 bis 2017 bewegt (das bedeutet ca. 7.800 Personen mehr pro Jahr). Bei der Auslandswanderung wird insgesamt ein jährliches Saldo von gut 40.000 Personen pro Jahr angenommen. Das entspricht dem durchschnittlichen Saldo der Jahre 2006 bis 2017, ohne die Jahre 2015 und 2016.

2. Übersicht über die Bevölkerungsentwicklung Bayerns (s. Anlage 1, Seite 1 – 3)

Insgesamt wird Bayern durch die Wanderungsgewinne aus dem Ausland von jetzt 13,0 Mio. Einwohner auf voraussichtlich 13,48 Mio. Einwohner 2037 zunehmen (das entspricht 3,7 % über den gesamten Zeitraum). Bayern würde ohne Zuwanderung wegen des seit längerer Zeit bestehenden Geburtendefizits schrumpfen. Dennoch wird die relativ geringe Bevölkerungszunahme bis 2037 nicht verhindern können, dass sich die Altersstruktur in Bayern drastisch wandelt. Auch wenn das Durchschnittsalter der Zuwanderer deutlich geringer ist als das Durchschnittsalter der Bestandsbevölkerung, so werden doch die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation (Geburtsjahrgänge ca. 1959 bis 1969) im Jahr 2037 den Altersdurchschnitt stark anheben. Das Durchschnittsalter im Freistaat Bayern steigt von jetzt 43,7 Jahren auf 46 Jahre im Jahr 2037 an. Dann werden die ca. 70jährigen (ehem. Babyboomer) die größten Jahrgänge in Bayern sein (Anlage 1, Seite 1, oranger Umriss).
Gleichzeitig ist die Bevölkerungszunahme nicht gleichmäßig in Bayern verteilt. Aufgrund der unterschiedlichen Zuwanderung und der jetzigen Altersstruktur der Landkreise und Städte profitieren von der Zuwanderung vor allem der Süden Bayerns und der Raum an einer Achse Dingolfing – Landau, Regensburg bis hinauf in den Raum Nürnberg und Erlangen. Räume vor allem im Norden Bayerns verlieren Einwohner bis 2037 und altern stärker als die Zuzugsregionen.

3. Bevölkerungsentwicklung in der Region München (s. Anlage 2, S. 4 – 8)

Insgesamt nimmt nach den Prognosen die Bevölkerung der Region München von 2,88 Mio. Einwohner 2017 auf 3,2 Mio. Einwohner im Jahr 2037 zu (entspricht ca. 11 % Wachstum in 20 Jahren). Das Einwohner-Wachstum Bayerns bis 2037 i. H. von 480.000 Personen findet überwiegend in der Region München statt: +320.000 Einwohner. Betrachtet man die Teilräume der Region München, so unterscheiden sich die demographischen Veränderungen in der Stadt München und den Landkreisen des Umlands deutlich (Anlage 1, Seite 6 bis 8). Insgesamt wachsen bis 2037 prozentual am schnellsten die Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding und München mit 12 % bis über 13 %. Die Landeshauptstadt und der Landkreis Fürstenfeldbruck mit 10 % bis 11,5 % folgen. Im Westen und Südwesten wachsen die Landkreise Landsberg am Lech und Starnberg nur wenig langsamer als im Norden der Landkreis Freising, zwischen 6 % und 8 %.

Das Durchschnittsalter steigt in der Stadt München und den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Starnberg, München, Ebersberg am schwächsten an, in den Landkreisen Landsberg am Lech, Freising, Erding deutlich stärker.

Die junge Bevölkerung bis 17 Jahre wächst ähnlich wie die Bevölkerung insgesamt – am schnellsten in Ebersberg, LH München, Landkreis Dachau, Landkreis München und Landkreis Fürstenfeldbruck; deutlich schwächer in den Landkreisen Erding, Freising, vor allem aber in den Landkreisen Starnberg und Landsberg am Lech. Demgegenüber bleibt das Wachstum der Älteren über 65 Jahre in der Stadt München am geringsten (22 %). Zu dieser Gruppe gehören noch die Landkreise Fürstenfeldbruck, Starnberg und München. Die Landkreise Landsberg am Lech, Dachau, Freising und vor allem Erding wachsen mit deutlich über 50 % dieser Bevölkerungsgruppe bis 2037 sehr stark. Nach absoluten Zahlen wird die LH München stärker wachsen als das Umland (168,5 Tsd. gegenüber 151,6 Tsd.). Tendenziell ist eine zunehmende Einwohner-Verdichtung in Stadt und Landkreis München, also eine stärkere Suburbanisierung zu erwarten.

Die insgesamt positive demographische Entwicklung der Region München beim Altersdurchschnitt und dem Altersaufbau der Bevölkerung bedeutet auch eine gute Tragfähigkeit für die sozialen Sicherungssysteme. Sie ist nicht einem besonders starken eigenen Geburtenverhalten in der Region München zu verdanken. (Die für 2037 prognostiziert jüngste Stadt München liegt bei den Geburtenziffern deutlich unter allen Landkreisen der Region, Anlage 1, Seite 8 unten). Vielmehr weist die Region München eine sehr altersselektive Zuwanderung auf (vor allem im Alter zwischen 18 und 30 Jahren). Hinzu kommt, dass zugewanderte Frauen aus dem Ausland wiederum höhere Geburtenraten als Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit aufweisen.

4. Fazit

Die oben geschilderten Annahmen des Freistaats Bayern sind im Vergleich zu den jüngeren Zuwanderungszahlen relativ zurückhaltend und konservativ gerechnet. Aufgrund der großen Unsicherheit bei der Annahme insbesondere der Auslandszuwanderung ist eine solche Bevölkerungs-vorausberechnung notwendigerweise in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Das statistische Landesamt macht dies inzwischen jährlich. Eine geänderte Entwicklung im Lauf mehrerer Prognosen ist kein Argument gegen eine solche Bevölkerungsvorausberechnung – das Statistische Landesamt legt die Berechnungsgrundlagen transparent dar.

Weniger unsicher ist das Geburtendefizit seit ca. 2000 in Bayern insgesamt. Es liegt einerseits an einer sehr geringen Fertilitätsrate von 1,55 Geburten je Frau (2,0 bis 2,1 wären notwendig, um den Bestand der Bevölkerung zu erhalten), andererseits am Altersaufbau der Gesellschaft.

Die jüngeren Jahrgänge bis ca. 40 Jahren sind schwach besetzt, weil diese zu niedrigen Geburtenziffern je Frau schon eine ganze Weile anhalten. Selbst bei steigenden Geburtenziffern sind deshalb keine signifikant höheren Geburtenzahlen zu erwarten. Die Sozial- und Alterssicherungssysteme werden in den nächsten 40 Jahren stark belastet, weil die Babyboomer die Bevölkerungspyramide durchwandern und in den nächsten Jahren anfangen, in die Rente zu gehen – diesen Jahrgängen stehen keine entsprechend großen Jahrgänge im aktiven Berufsleben gegenüber.

In der Region München stellen sich die Verhältnisse im Altersaufbau etwas positiver dar, ausschließlich aufgrund der selektiven Zuwanderung aus dem Ausland von jungen Menschen. Die Region München wird im Jahr 2037 eine der jüngsten Regionen nicht nur Bayerns, sondern ganz Deutschlands sein. Die Landeshauptstadt München die jüngste Großstadt. Für die Zunahme um ca. 320.000 Menschen bis 2037 benötigt die Region München selbstverständlich auf allen Ebenen der Infrastruktur, der Versorgung und insbesondere im Wohnungsbau große Anstrengungen.

Die Regionsdaten auf einen Blick, die der PV mit den ausführlichen Regionsdaten herausbringt, sind zur Information beigelegt (Anlage 2). Sie enthalten Eckdaten zur Regionsentwicklung bis 2017.

II. BESCHLUSSVORSCHLAG

Vom Vortrag wird Kenntnis genommen.

i.A. Breu
Geschäftsführer

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