Sitzung 17. Juli 2001

Drucksache Nr. 13/01

172. Sitzung des Planungsausschusses, 17.07.2001

V O R L A G E
des Verbandsvorsitzenden an den Planungsausschuss

TOP 4 
Zweiter S-Bahn-Tunnel
Ergebnis der Machbarkeitsstudie
- Bericht -

   

I. VORTRAG

Auf einer Pressekonferenz im Mai 2001 stellten der Bayerische Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Otto Wiesheu, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, DB-Vortand Klaus Daubertshäuser und Bayerns Bahnchef Graf Hermann von der Schulenburg die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie (vergleichende Untersuchung) zum 2. S-Bahn-Tunnel/Südring vor.

1. Die S-Bahn mit rd. 700.000 Fahrgästen täglich bildet das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in der Region München. Allerdings ist die derzeitige Auslastung dieses Systems wesentlich höher als bei seiner Konzeption. Dies betrifft vor allem die Stammstrecke zwischen Laim und Ostbahnhof. Mehr als 24 Züge je Stunde und Richtung konnten bisher darauf nicht verkehren. Da durch dieses Nadelöhr alle S-Bahnlinien fahren, wirken sich Betriebsstörungen dort sehr schnell auf das gesamte S-Bahnsystem aus.

Mit der Einführung des 10-Minuten-Takts in der Hauptverkehrszeit auf einigen Linien unter einer durch elektronische Maßnahmen erhöhten Kapazität der Stammstrecke vermindert sich diese Problematik nicht. Im Gegenteil, das System wird dadurch wohl noch anfälliger werden.

2. Diesen Mangel im S-Bahnsystem könnte ein 2. Tunnel oder der Ausbau des Südrings beheben.

Bereits aus dem Jahr 1995 datiert eine Untersuchung der LH München zum Südring-Ausbau. Nach dem Ergebnis dieser Untersuchung ist er grundsätzlich machbar.

Im Rahmen der Untersuchung München 21 (Tieferlegung des Hauptbahnhofs mit mehreren Varianten) hat der Freistaat Bayern eine ergänzende Machbarkeitsstudie zu einem 2. S-Bahn-Tunnel beauftragt. Ergebnis der Ergänzungsuntersuchung war, dass die S-Bahn unterirdische Fernbahngleise zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof nicht mitbenutzen kann. Nur eine eigene 2. S-Bahn-Stammstrecke ist sinnvoll.
Die LH München, das Verkehrsministerium und der MVV haben deshalb eine vergleichende Untersuchung zum Südring bzw. 2. S-Bahn-Tunnel durchführen lassen. Inhalt dieser Studie sind u.a. die technische Realisierbarkeit, die Kostenwirkungen, die bauplanungsrechtlichen Probleme und die Abschätzung, welche Alternative den größeren Vorteil hat (dabei wurde auch die Durchsetzbarkeit berücksichtigt).

3. Ergebnis der Studie ist, dass der 2. S-Bahn-Tunnel Vorteile gegenüber dem Ausbau des Südrings hat und sich weitere Überlegungen und Untersuchungen auf die Tunnellösung konzentrieren sollen. Der Tunnel würde ab Laim nördlich der bestehenden Stammstrecke verlaufen und taucht in Höhe der Donnersberger Brücke in den Untergrund ein. Er führt nach dem Hauptbahnhof weiter bis zu einem Haltepunkt am Marienhof, dann unter der Maximilianstraße mit einem weiteren Halt über den Max-Weber-Platz und fädelt von Nordosten in die vorhandenen Gleise am Ostbahnhof ein.

  • Der Bahnbetrieb würde beim Tunnelbau nicht so massiv beeinträchtigt wie beim Südringausbau. Die rechtliche Durchsetzung ist leichter, allerdings entfielen beim Südring technische Unwägbarkeiten (z.B. Kreuzungen mit U-Bahntunnel).
     
  • Die Kosten des Tunnels liegen nicht wesentlich über den Kosten des Südringausbaus (1,14 Mrd DM zu 1,02 Mrd DM).
     
  • Durch den Tunnel könnten fast gleich viele Linien wie auf der alten Stammstrecke fahren (21 bzw. 18/Stunde). Über den Südring können nur 12 Linien/Stunde verkehren. Mehr Züge müssten bei dieser Lösung die alte Stammstrecke benutzen, weil die meisten Fahrgäste direkt in die Innenstadt wollen.
     
  • Vorteil der Tunnellösung ist auch die Einmündung in den Ostbahnhof von Nordost. Es könnten dann nämlich die Züge aus und in Richtung Süden (Holzkirchen und Kreuzstraße) durch den neuen Tunnel fahren, ohne wie bisher zu wenden. 
     
  • Der Tunnel entlastet also die Stammstrecke wesentlich stärker als ein Südringausbau. Vorteile des Südringausbaus wären demgegenüber eine bessere Erschließung der südlichen Innenstadtbereiche (aber zu Lasten der Innenstadt) sowie, dass der Tunnel der U4 und U5 einige Fahrgäste wegnehmen würde.

Für den 2. S-Bahn-Tunnel gegenüber dem Südringausbau spricht vor allem die bessere Durchsetzbarkeit: keine größere Eigentumseingriffe, Lärmschutzprobleme und kaum naturschutzrechtliche Probleme.

4. Auch wenn die Studie nachweist, dass der Tunnel Vorteile gegenüber dem Ausbau des Südrings hat, bleibt die Realisierung noch in weiter Ferne.

Grund dafür ist u.a., dass der prognostizierte Zuwachs von 25.000 Fahrgästen nicht den für die Förderung dieser Maßnahme notwendigen Nutzen-Kostenfaktor von über 1.0 erbringen würde. Der Bund könnte sich somit nicht an der Finanzierung beteiligen.

Aus Sicht der Region München sollten sich die Überlegungen zu einem 2. S-Bahn-Tunnel nicht auf diese Erweiterungsmaßnahme beschränken. Die größere Kapazität auf der Stammstrecke muss für einen besseren und attraktiveren S-Bahnverkehr genutzt werden. Dazu gehört zum einen ein verstärkter Ausbau auf den Außenästen (eigene S-Bahngleise). Denken könnte man auch an Express-S-Bahnlinien, die z.B. in den Mittelzentren und an ausgewählten Stationen haltend die Benutzung der S-Bahn durch schnellere Beförderungszeiten attraktiver machen. Diese Überlegungen sollen in das regionale Verkehrskonzept einfließen.

Will man die Attraktivität der S-Bahn, ggf. mit Expresslinien, steigern, sollte man auch die finanziellen Mittel und die Konzepte darauf konzentrieren. In dieser Hinsicht besteht ein Zusammenhang zwischen dem Projekt 2. S-Bahn-Tunnel und den ebenfalls laufenden Machbarkeitsstudien zu einer Transrapidverbindung München-Hauptbahnhof - Flughafen sowie einer Express-S-Bahn München-Hauptbahnhof – Flughafen, die beide Ende des Jahres 2001 fertiggestellt sein werden.

5. Da die finanziellen und detaillierte planerische Grundlagen noch gelegt werden müssen sowie die Bauzeit zu berücksichtigen ist, kann man von einer Inbetriebnahme eines 2. S-Bahn-Tunnels frühestens in etwa 15 Jahren ausgehen.

  

II. BESCHLUSSVORSCHLAG

Vom Vortrag wird Kenntnis genommen.

  

i.A.
Breu
Geschäftsführer 


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